Die Anzahl offener Stellen in sozialen Berufen nimmt zu, dafür steigt der Bedarf an Unterstützung für Kinder und junge Erwachsene, die mit den psychischen Folgen der Corona-Pandemie oder des Ukraine-Krieges zu kämpfen haben. Erfahre hier, welche Folgen der Fachkräftemangel in der Sozialarbeit für den Schulalltag hat.
Fehlende soziale und psychische Betreuung, zunehmende Aggressivität und depressive Kinder und Jugendliche – auch an Deutschlands Schulen herrscht ein massiver Fachkräftemangel. Qualifizierte Bewerbungen nehmen ab, während die Nachfrage nach Unterstützung für die jüngere Generation steigt. Einige von ihnen kämpfen mit den psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie oder sind Geflüchtete, die nach Deutschland gekommen sind. Wir werfen einen Blick darauf, welche Auswirkungen der Fachkräftemangel in der Sozialarbeit auf den Schulalltag hat.
Egal ob in der Pflege, in der Familien- und Kinderbetreuung oder in Bildungsstätten – der Mangel an Fachkräften in sozialen Berufen ist groß, Tendenz steigend. Es gibt zwar viele offene Stellen, aber zu wenig qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber. Gleichzeitig gibt es zwar viele Bewerbungen für Studiengänge im sozialen Bereich, die verfügbaren freien Studienplätze sind jedoch nicht für alle Bewerber ausreichend.
Vor allem die schulpsychologische Betreuung in Bildungseinrichtungen leidet unter dem Fachkräftemangel. Es gibt allerdings große Unterschiede zwischen den einzelnen Schulformen:
Insbesondere an Haupt-, Gesamt-, Real- und Berufsschulen ist ein Angebot an Schulsozialarbeit vorhanden. Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler, nahezu alle, hat Zugang zu unterstützenden Programmen. Im Gegensatz dazu fehlen an beinahe der Hälfte der Grundschulen und Gymnasien vergleichbare Dienstleistungen.
Der Mangel an Fachkräften im sozialen Bereich wird besonders deutlich durch das fehlende schulpsychologische Personal. Nur ein begrenzter Anteil von Schulen, etwa ein Drittel, steht Schulpsychologie zur Verfügung. Auch hier liegen die Grundschulen auf dem letzten Platz, gefolgt von den Gymnasien, an denen rund die Hälfte der Kinder und Jugendlichen einen Zugang zu etwaigen Angeboten hat.
Trotz der vorhandenen Unterstützungsangebote in der Schulsozialarbeit und Schulpsychologie kann die hohe Nachfrage der Kinder und Jugendlichen nicht immer ausreichend gedeckt werden.
Ereignisse wie die Corona-Pandemie und Inflationskrise bereiten nicht nur Erwachsenen Angst und Sorge: Auch Kinder und Jugendliche leiden immer häufiger an den gesundheitlichen Folgen der aktuellen Geschehnisse. Symptome wie Angstzustände, depressive Verstimmungen, Motivationsprobleme und aggressives Verhalten lassen die Nachfrage sozialer Unterstützungsangebote an Schulen steigen.
Zudem besteht aktuell ein weiterer Betreuungsbedarf für geflüchtete Kinder aus der Ukraine. Ein großer Teil von ihnen kämpft mit den Folgen traumatischer Kriegserlebnisse. Viele wollen zurück in ihre Heimat. Zudem werden die Kinder stark durch Ängste belastet – sei es um ihre im Kriegsgebiet verbliebenen Familienangehörigen oder um ihre eigene schulische Zukunft – in Deutschland oder der Ukraine.
Fakt ist: Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten benötigen schnell Hilfe. Gerade bei den Jüngsten ist die Gefahr groß, dass aus psychischen Krisen eine langfristige Erkrankung entsteht. Um der steigenden Nachfrage nach Unterstützung gerecht zu werden und das Angebot an Schulsozialarbeit und Schulpsychologie auszubauen, plant Bundesfamilienministerin Lisa Paus von den Grünen die Einführung von sogenannten Mental Health Coaches.
Mit dem Modellprogramm „Mental Health Coaches“ sollen betroffene und gefährdete Kinder und Jugendliche durch altersgerechte Präventionsangebote in Gruppen betreut werden. Als direkte Ansprechperson für die Schülerinnen und Schüler in Krisensituationen wird geschultes sozialpädagogisches Fachpersonal an Schulen eingesetzt. Der Projektstart ist zum Schuljahr 2023/24 geplant.
Um den allgemeinen Fachkräftemangel in sozialen Berufen in Deutschland entgegenzuwirken, stehen weitere Ansätze im Raum. Durch mehr Flexibilität im Beruf wird speziell Familien mit Kindern eine verbesserte Work-Life-Balance geschaffen. Soziale Berufe sollen außerdem durch ein höheres Gehalt und/oder Bonuszahlungen attraktiver werden. Weiterhin wird zukünftig verstärkt auf qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland gesetzt.
Motivationsprobleme, Aggressivität, Angstzustände und andere psychische Auffälligkeiten als Folgen unter anderem der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges: Vor allem die Nachfrage an schulpsychologischen Angeboten steigt. Jedoch fehlt es an qualifiziertem Fachpersonal. Der Einsatz von Mental Health Coaches soll den Bedarf an Unterstützungsangeboten für Kinder und Jugendliche decken. Um den langanhaltenden Fachkräftemangel zu bekämpfen, werden soziale Berufe durch eine bessere Entlohnung attraktiver gestaltet sowie Fachkräfte aus dem Ausland angeworben.