Selbstständigkeit fördern mit der Flipped Classroom Methode

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Flipped Classroom Methode fällt unter Blended Learning – eine Kombination aus Präsenz-Lernen und Online-Lernen.
  • Bei der Flipped Classroom Methode erfolgt die Wissensvermittlung selbstständig zuhause, später wird das Erlernte gemeinsam im Präsenzunterricht thematisiert.
  • Mit der Lernmethode können unterschiedliche Lerntypen auf ihrem jeweiligen Wissenstand erreicht und motiviert werden.
  • Die Flipped Classroom Methode fördert die Selbstständigkeit von Lernenden und bietet mehr Zeit zum Lernen und Üben im praktischen Unterricht.

Große Schulklassen, wenig Lehrkräfte und unterschiedliche Lerntypen: Die Herausforderungen für Kinder und Jugendliche sind vielfältig. Um ihnen dabei zu helfen, ihr Potenzial bestmöglich zu entfalten, helfen neue sowie erfolgreich erprobte Lernmethoden. Eine dieser Lernmethoden ist der Flipped Classroom. Hier wird der Unterricht „umgedreht“: Schulkinder lernen selbstständig mithilfe digitaler Medien zu Hause und können anschließend im Präsenzunterricht ihr Wissen praxisnah anwenden und vertiefen.

Was ist die Flipped Classroom Methode?

„Flipped Classroom“ bedeutet übersetzt „umgedrehter Klassenraum“ und beschreibt eine spezielle Lernform. Üblicherweise werden neue Lerninhalte im Unterricht vermittelt und dann bei Hausaufgaben angewendet und vertieft. Bei der Flipped Classroom Methode erfolgt die Wissensvermittlung gewissermaßen in „umgedrehter“ Reihenfolge:

Schülerinnen und Schüler lernen selbstständig zuhause und wenden das Erlernte später im Präsenzunterricht an. Dabei dient ein Skript als Leitfaden. Zusätzlich kommen digitale Lerninhalte wie sogenannte Screencasts (Kurzvideos) zum Einsatz. Im Präsenzunterricht können Lernende anschließend ihr angeeignetes Wissen bei Übungen praktisch anwenden und vertiefen.

Die Flipped Classroom Methode kommt ursprünglich aus den USA und orientiert sich an der Lernziel-Methode des amerikanischen Psychologen und Erziehungswissenschaftlers Benjamin Bloom.

Welche Lernziele beinhaltet das Flipped Classroom Konzept?

Die Flipped Classroom Methode soll durch höhere Lernziele mehr Zeit im Präsenzunterricht schaffen. Für die Darstellung als Pyramide gilt: Je höher ein Lernziel, desto schwieriger ist es zu erreichen und desto mehr Zeit nimmt es in Anspruch.

1. Erinnern: Gelerntes (z.B. Matheformeln oder Vokabeln) richtig wiedergeben
2. Verstehen: Zusammenhängende Aufgaben erkennen und erklären
3. Anwenden: Wissen praktisch richtig anwenden
4. Analysieren: Sachverhalte definieren, unterscheiden und analysieren
5. Evaluieren: Situationen überprüfen, reflektieren und bewerten
6. Erschaffen: Gelerntes weiterentwickeln, damit planen und etwas erarbeiten

Bei der Flipped Classroom Methode wird die Pyramide umgedreht – daher auch der Name „umgekehrtes Klassenzimmer“. Die Lernenden bereiten sich jetzt selbstständig auf die obersten Lernziele „Erinnern“ und „Verstehen“ vor.

6 Vorteile der Flipped Classroom Methode

Der wesentliche Vorteil des Flipped Classrooms ist das individuelle Lernen, das die Selbstständigkeit fördert. Lernende können sich aber auch gegenseitig unterstützen oder in Gruppen zusammenarbeiten. Außerdem stehen den Kindern und Jugendlichen jederzeit Lehrkräfte oder auch die Eltern beratend wie unterstützend zur Seite.

Vorteil 1: Flexibilität

Für das Lernen nach der Flipped Classroom Methode reichen ein mobiles Gerät (zum Beispiel ein Tablet oder Laptop) und ein Internetzugang aus.

Vorteil 2: Abwechslung

Mit der Kombination aus digitalen Lernmedien und analogen Präsenzeinheiten wird der Unterricht nicht langweilig.

Vorteil 3: Individualität

Unterschiedliche Lerntypen können basierend auf ihrem Wissensstand und in ihrem individuellen Tempo lernen.

Vorteil 4: Digitalisierung

Das Nutzen von digitalen Medien ermöglicht oft eine tiefere Darstellung einzelner Prozesse als der praktische Unterricht im Klassenzimmer.

Vorteil 5: Persönlichkeit

Trotz des selbstständigen Lernens und dem Einsatz digitaler Lernmedien bleibt der persönliche Kontakt zur Lehrperson weiter ein wichtiger Faktor.

Vorteil 6: Teambuilding

Das gemeinsame Erfahren und Erarbeiten neuer Themen sowie das Erreichen von Zielen fördert die Zusammenarbeit mit anderen Lernenden.

Tipps für die Umsetzung der Flipped Classroom Methode

Der Erfolg der Flipped Classroom Methode ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wie beispielsweise den gewählten Lernzielen. Nachfolgend findest du nützliche Tipps zur Umsetzung des Flipped Classroom-Konzepts:

Orientierungsplan erstellen

Ein strukturiertes und leicht verständliches Skript als Leitfaden für das selbstständige Lernen ist das A und O bei der Flipped Classroom Methode. Die Schulkinder erreichen die Lernziele eher, wenn sie einen Orientierungsplan zur Hand haben.

Wiederholungen vermeiden

In der Präsenzphase sollten keine Inhalte vorkommen, die später in den digitalen Lernmedien auftauchen. Bei Wiederholungen besteht die Gefahr, dass die Lernenden sich nicht ausreichend vorbereiten, da sie annehmen, dass die Inhalte gleich sind.

Wort überlassen

Das Gelernte erklären, reflektieren und vertiefen sind die wichtigsten Prozesse innerhalb des praktischen Unterrichts. Wenn die Schülerinnen und Schüler das Wort erhalten und ihr angeeignetes Wissen selbst wiedergeben können, wird ihr Selbstbewusstsein und ihre Motivation gestärkt.

Fazit: Neue Chancen für verschiedene Lerntypen mit der Flipped Classroom Methode

Bei der Flipped Classroom Methode steht selbstständiges Lernen mithilfe digitaler Medien im Mittelpunkt, ohne dass das persönliche Miteinander dadurch verloren geht. Im Gegenteil: Die Kombination aus Präsenzphasen und Online-Lernen bietet neue Chancen für individuelles und gemeinsames Lernen. Lernende können individuell nach ihrem Lerntempo und Wissensstand arbeiten, während Lehrkräfte durch das eigenverantwortliche Lernen die Selbstständigkeit und Motivation von Schülern gezielt fördern.