Mit der Flipped Classroom Methode im eigenen Lerntempo zuhause neues Wissen aneignen? Erfahre hier, welche Vorteile der „umgedrehte Klassenraum“ für Lernende hat und erhalte Tipps für die Umsetzung der Flipped Classroom Methode.
Große Schulklassen, wenig Lehrkräfte und unterschiedliche Lerntypen: Die Herausforderungen für Kinder und Jugendliche sind vielfältig. Um ihnen dabei zu helfen, ihr Potenzial bestmöglich zu entfalten, helfen neue sowie erfolgreich erprobte Lernmethoden. Eine dieser Lernmethoden ist der Flipped Classroom. Hier wird der Unterricht „umgedreht“: Schulkinder lernen selbstständig mithilfe digitaler Medien zu Hause und können anschließend im Präsenzunterricht ihr Wissen praxisnah anwenden und vertiefen.
„Flipped Classroom“ bedeutet übersetzt „umgedrehter Klassenraum“ und beschreibt eine spezielle Lernform. Üblicherweise werden neue Lerninhalte im Unterricht vermittelt und dann bei Hausaufgaben angewendet und vertieft. Bei der Flipped Classroom Methode erfolgt die Wissensvermittlung gewissermaßen in „umgedrehter“ Reihenfolge:
Schülerinnen und Schüler lernen selbstständig zuhause und wenden das Erlernte später im Präsenzunterricht an. Dabei dient ein Skript als Leitfaden. Zusätzlich kommen digitale Lerninhalte wie sogenannte Screencasts (Kurzvideos) zum Einsatz. Im Präsenzunterricht können Lernende anschließend ihr angeeignetes Wissen bei Übungen praktisch anwenden und vertiefen.
Die Flipped Classroom Methode kommt ursprünglich aus den USA und orientiert sich an der Lernziel-Methode des amerikanischen Psychologen und Erziehungswissenschaftlers Benjamin Bloom.
Die Flipped Classroom Methode soll durch höhere Lernziele mehr Zeit im Präsenzunterricht schaffen. Für die Darstellung als Pyramide gilt: Je höher ein Lernziel, desto schwieriger ist es zu erreichen und desto mehr Zeit nimmt es in Anspruch.
1. Erinnern: Gelerntes (z.B. Matheformeln oder Vokabeln) richtig wiedergeben
2. Verstehen: Zusammenhängende Aufgaben erkennen und erklären
3. Anwenden: Wissen praktisch richtig anwenden
4. Analysieren: Sachverhalte definieren, unterscheiden und analysieren
5. Evaluieren: Situationen überprüfen, reflektieren und bewerten
6. Erschaffen: Gelerntes weiterentwickeln, damit planen und etwas erarbeiten
Bei der Flipped Classroom Methode wird die Pyramide umgedreht – daher auch der Name „umgekehrtes Klassenzimmer“. Die Lernenden bereiten sich jetzt selbstständig auf die obersten Lernziele „Erinnern“ und „Verstehen“ vor.
Der wesentliche Vorteil des Flipped Classrooms ist das individuelle Lernen, das die Selbstständigkeit fördert. Lernende können sich aber auch gegenseitig unterstützen oder in Gruppen zusammenarbeiten. Außerdem stehen den Kindern und Jugendlichen jederzeit Lehrkräfte oder auch die Eltern beratend wie unterstützend zur Seite.
Für das Lernen nach der Flipped Classroom Methode reichen ein mobiles Gerät (zum Beispiel ein Tablet oder Laptop) und ein Internetzugang aus.
Mit der Kombination aus digitalen Lernmedien und analogen Präsenzeinheiten wird der Unterricht nicht langweilig.
Unterschiedliche Lerntypen können basierend auf ihrem Wissensstand und in ihrem individuellen Tempo lernen.
Das Nutzen von digitalen Medien ermöglicht oft eine tiefere Darstellung einzelner Prozesse als der praktische Unterricht im Klassenzimmer.
Trotz des selbstständigen Lernens und dem Einsatz digitaler Lernmedien bleibt der persönliche Kontakt zur Lehrperson weiter ein wichtiger Faktor.
Das gemeinsame Erfahren und Erarbeiten neuer Themen sowie das Erreichen von Zielen fördert die Zusammenarbeit mit anderen Lernenden.
Der Erfolg der Flipped Classroom Methode ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wie beispielsweise den gewählten Lernzielen. Nachfolgend findest du nützliche Tipps zur Umsetzung des Flipped Classroom-Konzepts:
Ein strukturiertes und leicht verständliches Skript als Leitfaden für das selbstständige Lernen ist das A und O bei der Flipped Classroom Methode. Die Schulkinder erreichen die Lernziele eher, wenn sie einen Orientierungsplan zur Hand haben.
In der Präsenzphase sollten keine Inhalte vorkommen, die später in den digitalen Lernmedien auftauchen. Bei Wiederholungen besteht die Gefahr, dass die Lernenden sich nicht ausreichend vorbereiten, da sie annehmen, dass die Inhalte gleich sind.
Das Gelernte erklären, reflektieren und vertiefen sind die wichtigsten Prozesse innerhalb des praktischen Unterrichts. Wenn die Schülerinnen und Schüler das Wort erhalten und ihr angeeignetes Wissen selbst wiedergeben können, wird ihr Selbstbewusstsein und ihre Motivation gestärkt.
Bei der Flipped Classroom Methode steht selbstständiges Lernen mithilfe digitaler Medien im Mittelpunkt, ohne dass das persönliche Miteinander dadurch verloren geht. Im Gegenteil: Die Kombination aus Präsenzphasen und Online-Lernen bietet neue Chancen für individuelles und gemeinsames Lernen. Lernende können individuell nach ihrem Lerntempo und Wissensstand arbeiten, während Lehrkräfte durch das eigenverantwortliche Lernen die Selbstständigkeit und Motivation von Schülern gezielt fördern.