Sprachsensibler Unterricht: Tipps und Methoden

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim sprachsensiblen Unterricht wird das eigene Bewusstsein für Sprache geschärft, das gilt sowohl für Schulkinder als auch für Lehrkräfte.
  • Das Thema ist breitgefächert und kann auf vielseitige Art und Weise ausgelegt werden.
  • Die Ziele sind ein einfacher Übergang von der Alltags- in die Bildungssprache sowie die Erweiterung des Wortschatzes, um auch komplexe Sachverhalte zu verstehen.
  • Sprachsensibler Unterricht sollte in allen Fächern und für alle Kinder erfolgen.

Die Sprache ist wohl das wichtigste Lehrmittel im Unterricht. Manchmal werden Inhalte so transportiert, dass Kinder sie nicht richtig erfassen und verstehen. Spätestens dann wird das Thema sprachsensibler Unterricht interessant. Dieser zielt einerseits darauf ab, Kindern den Übergang von der Alltags- in die Bildungssprache zu erleichtern. Andererseits setzt du dich selbst als Lehrkraft auch bewusster mit deiner Sprache auseinander. Mit einem besseren Verständnis der angewandten Sprache können Kinder verschiedene Inhalte einfacher weiterverarbeiten.

Sprachsensibler Unterricht im Überblick

Kinder, die in die Schule kommen, bringen zwar schon einen gewissen Wortschatz mit; allerdings handelt es sich dabei um die Alltagssprache, die stark durch das familiäre und soziale Umfeld geprägt ist. Die Schule soll jedoch darauf vorbereiten, auch mit bildungssprachlichen Texten zurechtzukommen. Damit das schon frühzeitig gelingt, ist sprachsensibler Unterricht in vielen Schulen ein relevantes Thema geworden.

Lehrkräfte sollen sich, unabhängig von ihrem gelehrten Schulfach, mit der Sprache und ihren Möglichkeiten auseinandersetzen. Dadurch reflektieren sie, welche Wörter sie im schulischen Alltag benutzen. Letztlich ist es von Vorteil, eine Sprache zu verwenden, die bildungssprachliche Elemente aufweist, aber die Schülerinnen und Schüler nicht überfordert. Auch die Überprüfung des Wortschatzes der Kinder ist essenziell: Wie drücken sie sich sprachlich aus und was fehlt ihnen noch zum Aufbau einer Bildungssprache?

Vielleicht hast du es schon bemerkt, wenn du ein anderes Fach als Deutsch unterrichtest: Die Schülerinnen und Schüler haben manchmal Probleme, die richtigen Worte zu finden oder eine Aufgabenstellung zu verstehen. Das liegt daran, dass sie für das jeweilige Fach von der Alltags- in die Bildungssprache wechseln müssen. Besonderheiten im Satzbau, fachspezifische Wörter und Redewendungen oder Darstellungsformen in Tabellen werden durch die erforderliche Bildungssprache zur Herausforderung.

Vorurteile bezüglich sprachsensibler Unterrichtsgestaltung

Ein typisches Vorurteil des sprachsensiblen Unterrichts ist jenes, dass er lediglich die Deutschstunden betreffe. Doch auch außerhalb dieses Fachs wird die Bildungssprache relevant. So können zum Beispiel viele physikalische Zusammenhänge nur dann verstanden werden, wenn zum Beispiel die weiteren Bedeutungsebenen von „Masse“oder „Kraft“ bekannt sind. Daher ist es von Vorteil, wenn sich mehrere Kolleginnen und Kollegen zusammentun, um sprachsensible Methoden zu etablieren.

Eine andere fehlerhafte Annahme ist, dass die sprachsensible Unterrichtsgestaltung hauptsächlich Kinder mit einem Migrationshintergrund benötigen. Es geht aber nicht um die Herausforderung, eine andere Sprache zu sprechen als die eigene Muttersprache. Vielmehr sollten alle Kinder – ob mit Migrationshintergrund oder ohne, ob begabt oder schwach im Deutschunterricht – von sprachsensiblen Unterrichtsmethoden profitieren können.

Warum sind sprachsensible Methoden wichtig?

Selbst im Alltag greifen viele Medien auf die Bildungs- und nicht auf die Alltagssprache zurück. Fehlt ein gewisser Wortschatz, sind Kinder zum Beispiel nicht dazu in der Lage, Zeitungen korrekt zu lesen oder Formulare auszufüllen. Das Ergebnis: Alle müssen einen gewissen Grad an Bildungssprache erlernen, sonst ist die Teilhabe an der Gesellschaft nur eingeschränkt möglich.

Daher werden sprachliche Hürden durch einen bewussten Umgang mit Sprache und ihrer Vielschichtigkeit frühzeitig abgebaut, wenn du als Lehrkraft sprachsensible Methoden in den Unterricht mit einbeziehst.

Methoden & Tipps

Schwierigkeiten mit fachlichen Ausdrücken müssen im jeweiligen Fachunterricht selbst thematisiert werden. Daher sollten mehrere Lehrkräfte an einem Strang ziehen. Schon kleine Anpassungen können die Sprachsensibilität in den Fokus rücken.

Zur Methodik gehören beispielsweise

reflektierte Unterrichtsgespräche, in denen die Lehrkraft ihre eigene Sprache beobachtet und hinterfragt, ob sie alles klar genug formuliert und genügend Raum für die Antworten auf Fragen gelassen hat

schriftliche Aufgaben wie Zuordnungsübungen, die auf spielerische Art überprüfen, ob ein Text verstanden wurde

Grafiken, die man schriftlich von Kindern beschreiben lässt, um ihrenWortschatz rund um dieses darstellende Mittel zu überprüfen

geeignete Lesetexte, die nicht zu umfangreich sind und auf einheitliche Fachbegriffe zurückgreifen sowie Sachverhalte mit transparenten Beispielen erläutern

Entscheidend ist die Arbeit als Team. Das Kollegium sollte idealerweise einen festen Termin pro Woche einplanen, in dem über die angewandten Methoden und ihre Erfolge berichtet wird. So wird der sprachsensible Unterricht gleich in mehreren Fächern aufeinander abgestimmt und weiterentwickelt.

Fazit: Sprachsensibler Unterricht lohnt sich in allen Fächern

Der sprachsensible Unterricht nutzt das wichtige Medium Sprache bewusst und hinterfragt es, um sprachliche Defizite von Schülerinnen und Schülern aufzudecken und zu reduzieren. Dadurch steigt das Verständnis auch in anderen Fächern als Deutsch. Der Übergang von der Alltagssprache, die die Schülerinnen und Schüler bereits mitbringen, in die Bildungssprache erfolgt bestenfalls fließend und kontinuierlich.